Herbsttour 2023 – Schlick, Lehm, Kraftwerke oder 72km

05.10.2023

Nachdem die Herbsttour 2022 wetterbedingt – es schüttete und windete ohne Pause – leider nicht stattfinden konnte, meinte es der Wettergott besonders gut mit uns dieses Jahr. So stand der diesjährigen Herbsttour – bekannterweise immer am letzten September-/erstem Oktoberwochenende – nichts im Weg. Der Spätsommer meinte es so gut mit uns, dass der Dresscode während des Ruderns von langärmelig auf kurzärmelig umdisponiert wurde.
Aber von Anfang an.

Marcel hatte sich auch dieses Jahr wieder grösste Mühe gegeben, uns auf die Herbsttour – von Eglisau nach Kaiseraugst – vorzubereiten und teilte das Programm schon ein paar Tage vorher mit uns, sodass wir uns alle drauf einstimmen konnte. Immerhin standen 72km an eben beiden Tagen am Programm und das war schon nicht ohne. Auch wenn es stromabwärts ging, dennoch musste das erst mal hinter uns liegen, um es als geschafft bezeichnen zu können.

Als wir uns am Samstag um 8h nun in Eglisau versammelten und der Bootseinteilung gespannt lauschten – die Bootschefs Vreni A., Loes H., Thomas S. und Werner G. von Tag 1 wurden bereits kurz vorab instruiert - zeigten sich noch da und dort Wolken am Himmel, doch die Sonne versuchte sich durchzusetzen. Was gibt es Schöneres, als ein tolles Ruderwetter mit Sonne und wolkenlosem Himmel – den hatten wir dann am Tag 2!

Die 22 RuderInnen – darunter ebenso erfahrene, langjähriger Clubmitglieder wie auch Tourenneulinge – sowie die 4 C-Gigs waren bereits startklar. Nur mehr die Bootseinteilung war ausständig. Der eine oder andere mag jetzt anfangen zu rechnen und sich überlegen, wie sich 22 RuderInnen auf 20 Plätze ausgehen mag. Tja, Dank 2 Landjohanne, die sich jeweils nach dem Mittagessen abwechselten, ging sich das bestens aus. So konnten die beiden Busse – die sowohl Anhänger als auch unsere Taschen transportierten – mitkommen und wir hatten noch 2 Paar helfende Hände zur Verfügung, für die wir stets dankbar waren.

Bei der Bootseinteilung musste akribisch vorgegangen werden, denn es gab bei 2 Namen Mehrfachnennungen. 2x Marcel, 2x René und 1x Renée – beim Sagen merkte man ja nicht den Unterschied.

Während das erste Boot «La Saille» – deren Mannschaft aus Vreni A., Stephan F., Renée W., Urs P. und Korinna H. bestand – schon im Wasser und startklar war, wurde das Zweite «Rhône» – mit Werner G., Alfons M., Bea S., Bettina B. und René L. - kurz danach auch in den Rhein gelassen.
Doch statt wie fast immer üblich stromaufwärts bis zu «den Bäumen» zu rudern, ging es stromabwärts Richtung Stauwehr Nummer 1. Eines von vielen, die uns an diesem traumhaften Wochenende erwarteten.

«La Saille» wartete vor dem Stauwerk in Zweidlen auf «Rhône», «Marne» mit Thomas S., Brigitta T., Heidi O., Marcel K. und René M., und «Doubs» mit Loes H., Gody H., Heini I., Katharina S. und Ruedi D., um dann zu viert Platz in der Schleuse zu finden und die 10m gemeinsam runtergelassen zu werden.

Damit auch das möglich war, musste ein Steuermann eine akrobatische Übung leisten, aus dem Boot steigen und den grünen Knopf aktivieren. Beim Schleusen wurden wir verdankenswerterweise durch einen Mitarbeiter des Kraftwerks unterstützt.

Kaum in der Schleuse drinnen, wurde es bereits lustig, denn «La Saille» hatte deren Bootssack mit Paddel am Steg in Eglisau vergessen und das fiel erst beim Reinfahren in die Schleuse auf. Doch Dank des Teamworks von der Bootsbesetzung «Rhône» wurde das Versäumnis beglichen. Danke an das «Rhône»-Team fürs mitdenken.

Die Zeit in der Schleuse wurde mit viel Witz und Humor verkürzt, und dann hiess es schon wieder, ein Boot nach dem anderen herausfahren und mit der Weiterfahrt loslegen.

Eine wunderschöne Naturlandschaft begleitete uns bis zum Kraftwerk Nummer 2, wo bereits unsere beiden Landjohanne vom Vormittag des Tag 1 – Marcel B. und Peter V. – warteten und uns halfen unsere Boote auszuwassern, auf einen Wagen zu platzieren und die rund 200m zu schieben, ehe wir wieder mit geballter Kraft zur Weiterfahrt einwassern konnten.

Nach rund 10km - die Strömung wurde immer wieder stärker im Vergleich zu den ersten zurückgelegten Kilometern – hiess es auswassern statt weiterrudern. Die vielen bevorstehenden Stromschnellen waren zu gefährlich und Sicherheit geht nun mal vor. Doch das Auswassern bei starker Strömung muss vermutlich ein Bild für Götter abgegeben haben, denn fast alle Boote mussten mehrmalige Landeversuche unternehmen, um schliesslich anlegen und wieder auswassern zu können. Auch hier half jeder mit, sodass wir es gemeinsam schafften, die Boote auch wieder auf den Transporter zu hieven – die einen oder anderen Ausleger wurden wieder abgeriggert – und für den Weitertransport fertig zu machen. Das wohlverdiente Mittagessen am Camping Platz Rhein-Perle Waldshut wartete bereits auf uns.

Auch wenn wir die Auswahl der Gerichte bereits vorab bekanntgaben, kam es vor, dass der eine oder andere das Gericht eines anderen nahm. Keine Sorge, jeder bekam zu essen. Es musste niemand mit Brot und Wasser ausharren. Man muss halt auch beim Essen flexibel sein!

Ab 14h nach der Mittagsruhe - so die Regel am Campingplatz - durfte wieder am Parkplatz herumgewerkt werden, und so machten wir unsere vier C-Gigs bereit zur Weiterfahrt.

Das Tragen der Boote bis zum Einwassern bedurfte einer genauen Planung, um nicht die Böschung oder gar die Aushängetafel des Campingplatzes mitzunehmen, doch gemeinsam ging auch das gut und niemand bzw. nichts wurde beschädigt. Das Einwassern war dafür etwas – sagen wir - abenteuerreich. Ein Teil der Mannschaft stand bereits im «Schlick», der andere Teil noch am Schotterweg und hievte ein Boot nach dem anderen in den Rhein, um dann – mit möglichst sauberen Füssen – wieder ins Boot zu steigen und weiterzufahren.

Vor lauter Schlammpackung auf den Füssen kann es durchaus vorkommen, dass man etwas vergass. So hatte «La Saille» nach etwa 500m bemerkt, dass das Steuer nicht dort eingehängt war, wo es hätte sein sollen. Ja, akrobatische Leistungen waren beim Rudern keine Seltenheit. Ebenso wurde festgestellt, dass – zum zweiten Mal an diesem Tag – die Dolle in die falsche Richtung zeigte. Ergo auch hier wieder alles korrekt richten. Dann konnte es weitergehen.

«Rhône» und «Marne» waren bereits weit vor «La Saille» und «Doubs», doch alle vier Boote näherten sich dem nächsten Kraftwerk. Wir waren es ja bereits gewohnt die Boote wieder auszuwassern und dann wieder einzuwassern, doch das jeweilige Prozedere an den Kraftwerken war jeweils anders. Dieses Mal hiess es die Boote – die Ruder mussten abgenommen werden – auf einen Wagen zu hieven – davon gab es jedoch nur 1 – und dann 500m später wieder einzuwassern. Trotz der mehrfachen Übung Ruder montieren/abmontieren, kann es schon mal vorkommen, dass Steuerbord auf Backbord bzw. umgekehrt eingesetzt wurde. Ups. Ja der Tag schien lange gewesen zu sein, länger als gedacht.

Die letzten 10km des Tages wurde gemütlich stromabwärts gerudert um dann ein letztes Mal auszuwassern. Das waren wir ja bereits gewohnt. Doch auch hier wurden die Boote dann wieder auf einen Wagen gehievt, um sie dann – Peter meinte nach 1km Fussmarsch – wieder auf einer Wiese abzulegen. Auch das war machbar und wir waren alle dankbar, nach dem vielen Sitzen ein paar Schritte zu gehen.

Tag 1 näherte sich dem Ende. Die ersten 40km lagen hinter uns, der Apéro im Hotel Engel vor uns. Danke an Stephan F. fürs Ausrichten des Apéros, den wir alle genossen. Nachdem im Hotel Engel nicht so viele Zimmer verfügbar waren, wie wir RuderInnen waren, ging ein Teil der Mannschaft weiter ins Hotel Kranz – rund 300m entfernt - und kam dann frisch und hungrig zum gemeinsamen Abendessen zurück.

Die Gespräche waren amüsant und unterhaltsam, man erfuhr – wie immer auf gemeinsamen Ausfahrten – das eine oder andere Neue über sein Bootgspänli und lauschte ebenso aufmerksam den Geschichten und Erfahrungen der langjährigen RuderInnen. Immer sehr spannend und unglaublich, wer was wie erlebt hatte.

Wenn es beim gemeinsamen Abendessen Mucks Mäuschen still wird, dann wenn Stephan F. eine Rede hielt. Es macht immer Spass ihm hierbei zu lauschen und auch dieses Mal waren die Worte von Stephan weise gewählt. Stephan bedankte sich, dass er im jüngsten Boot mit einem Altersdurchschnitt von 62,2 Jahren sass – wir hatten an Tag 1 den Jahresdurschnitt jedes Bootes ausgerechnet – und ebenso für die zahlreiche Teilnahme an der Tour, die so wunderbar – auch das erwähnte er – von Marcel K. organisiert wurde. Ebenso nahm er Bezug auf die Bedeutung von Solidarität, die so wichtig ist und die man bei den Touren auch erlebt, denn jede/r packt unaufgefordert mit an und nimmt aufeinander Rücksicht.
Zwei wichtige Worte durften bei seiner Rede nicht fehlen, nämlich «Schlick» und «Lehm». Auch er war dankbar, wieder einmal diese Erfahrung gemacht zu haben und der Natur so nahe gewesen zu sein.

Und so näherte sich Tag 1 für den einen oder anderen zeitiger als für andere dem Ende zu und die zurückgelegten Kilometer lagen vermutlich allen in den Beinen.

Tag 2 brachte eine zeitige Tagwache mit sich, denn um 8.30 sassen wir alle wieder – nach einem gemeinsamen Frühstück und dem Lauschen der neuen Bootseinteilung - in einem der beiden Busse und fuhren retour zu unseren C-Gigs nach Laufenburg. Eine neue Einteilung hiess auch sich gegebenenfalls in einem anderen Boot als am Vortag wieder zu finden, und vielleicht sogar wieder auf einer neuen Position. Für die 21.5 KM, die am Vormittag am Programm standen, mussten wir wieder durch 2 Stauwehre. Einmal in Bad Säckingen und einmal in Rhyburg-Schwörstadt.

Ein Boot nach dem anderen wurde mittels eines Schräglifts zum Wasser runtergelassen, Ruder richtig in die Dollen legen, einsteigen, einrichten und schon konnte es – ein Boot nach dem anderen – losgehen.

Das war vermutlich die noch einfachste Übung des Tages bei all den Stauwehren an Tag 2. Die Sonne wurde immer stärker und begleitete uns sodann den gesamten Tag. Welch schöner Sonntag.

Die Landschaft, die sich uns bot, zeigte sich von seiner schönsten Seite. Ob «indian summer», «Altweibersommer», «Spätsommer» oder schlicht «Herbst», einfach traumhaft schöne Farben am Rande des Wassers. So macht Rudern noch mehr Spass.

Nach den ersten 7km hiess es wieder auswassern, Boot auf einen Wagen hieven, ein Stück rauf und ein Stück hinunterfahren, um dann einzusteigen und weiterzufahren. Der Vorteil, wenn man Boot 2, 3 oder 4 ist, man kennt und sieht die Erfahrungswerte der vorderen Mannschaften. Und auch hier kam jedem weiteren Boot diese zum Vorteil. Der Aufenthalt hier war leider etwas zeitintensiv, doch jede/r wusste sich zu helfen. Nach dem Kraftwerk lag der weiteste Teil der Etappe an Tag 2 vor uns. Rund 14km mussten hier gerudert werden und der eine oder andere Kilometer kam einem auch lange vor, sehr lange. Egal, wir sahen dann alle das nächste Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt vor uns, und wussten, dass der Vormittag geschafft war. Auswassern, Boote wieder ein Stück mit einem Wagen transportieren, Boote ablegen und ab in die Busse zum gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Warteck in Möhlin.

Hier liessen sich die hungrigen Bäuche auch nochmals gut für die restliche Etappe sättigen. Running Gag war natürlich, ob jede/r auch sein vorbestelltes Essen bekam oder ob wieder Flexibilität angesagt war. Doch auch dieses Mal ging niemand hungrig zurück zum Boot.

Eingewassert wurde sodann in Rhyburg-Schwörstadt, bevor nach rund 2.5km das letzte Stauwehr – in Rheinfelden – auf uns wartete.
Auch das meisterten wir alle mit Bravour, als hätten wir an dem tollen Herbstrudertourwochenende nichts anderes gemacht.
Knappe 10km später, bei der Dépendance in Kaiseraugst des Basler Ruderclubs – «Doubs» und «Marne» lieferten sich die letzten Meter noch ein Rennen - hiess es dann ein letztes Mal aus den Booten aussteigen, auswassern, die Boote transportfertig machen und retour nach Eglisau bringen.
In Eglisau angekommen, merkte man durchaus, dass die Tour einem in den Knochen lag – was bei 72km nicht ausgeschlossen war - doch ausschliesslich mit positiven Erinnerungen.

Eine kurze finale Endbesprechung, alle Boote wurden noch gereinigt und die in Zürich liegenden wieder auf den Transporter geladen, und schon gehörte – zumindest für den Grossteil der TeilnehmerInnen - die Herbsttour 2023 der Geschichte an.
Zwei Boote wurden noch nach Zürich gebracht und dort wieder an ihre Plätze retourniert.
Das obligatorische Abschlussbier wurde getrunken und nun war auch für die helfenden Hände in Zürich das Ende der Herbsttour da. Und was in Zürich passiert, bleibt in Zürich…

Was bleibt ist auch hier die Erinnerung an eine tolle Tour mit 22 RuderInnen, an grossartiges Wetter, gutes Essen, amüsante, aufschlussreiche, tiefsinnige Gespräche.

Ich hätten den Bericht auch durchaus kürzen können, und zwar mit folgenden Schlagwörtern: tolle Tour, 72km, tolle Leute, gute Gespräche, viel ein- und auswassern, Schlick, Lehm und schöne Landschaft, doch das wäre nicht ich.

Danke an alle, die dieses Wochenende so unvergesslich gemacht haben.

Bericht von Renée Nicole Wagner