Kaltes klares Wasser – oder die erste Tourenausfahrt 2024

20.05.2024

Für den einen oder anderen hat Auffahrt einen entspannten, feiertäglichen Charakter, für viele andere bedeutet Auffahrt, die erste gemeinsame Rudertourenausfahrt des Jahres. Für den einen oder anderen mit langjähriger Tradition verbunden, für den einen oder anderen eine neue Erfahrung.

Auch dieses Jahr wurde die traditionsreiche Steinertour zum 72. mal, von unzähligen RuderInnen aus dem Gastgeber Club Schaffhausen und deren Gästen – aus dem Seeclub Zürich, dem Ruderclub Basel und jenem aus Steckborn - von Schaffhausen nach Stein am Rhein gerudert. Ruderneulinge wie auch langjährige Rudertourenexperten waren wieder dabei. Das sehr zeitige Aufstehen hat den Vorteil, dass man was vom Tag hat und die Tour bei schönem Licht rudern kann, sofern die Sonne scheint. Was dieses Mal, zumindest zeit- und streckenweise, stromabwärts von Stein am Rhein nach Schaffhausen der Fall war.

Aber von Anfang an: Marcel K. als routinierter und gut organisierter Tourenobmann schickte zeitgerecht die finalen Informationen an alle, sodass die Vorfreude anstieg. Einzig die 10 Grad Wassertemperatur des Rheins liessen zu wünschen übrig. Nun ja, dafür war das Wetter bestens zum Rudern geeignet. Wenngleich wir von Schaffhausen unter einem wolkenbehangenen Himmel wegruderten, statt von der Sonne begleitet gewesen zu sein, so hatte dies zum Vorteil, dass wenig Verkehr auf dem Wasser war. Man kann eben nicht alles haben und nimmt es so hin, wie es eben ist. Hauptsache rudertaugliches Wetter.

Die 4 Boote vom Seeclub Zürich waren bei Ankunft im Ruderclub Schaffhausen noch auf dem Anhänger, was hiess, die Boote erst einmal gemeinsam abladen und aufriggern. Es wurde eifrig und hochkonzentriert daran gearbeitet, die Boote fahrtauglich zu machen, sodass wir anschliessend nur mehr der Bootseinteilung zu lauschen hatten.
Im Tell’s Geschoss – dem Riemenachter aus Eglisau - wurde Urs P. als Bootschef ernannt. Seine Truppe bestand aus Werner G., Stephanie S., Ruedi D., René-Pierre M., Bea A., Sabine F., Renée Nicole W. und als Steuerfrau die von uns erfahrenste Rheinkennerin Katharina S. Im C-Gig La Saille war Gerrit S. Bootschef und wurde von Franziska P., René L., Godi H. und Daniel V. unterstützt. In der Rhône – ebenfalls ein C-Gig – übernahm Matthias L. die Funktion als Bootschef und hatte in seinem Boot Heike S., Heidi O., Marcel B. und Marcel K. Das vierte Seeclub Boot – der «Frosch» ein Holzriemenvierer - wurde von Urs B. gesteuert. Er führte das Team rund um Rik V., Martin L., Marian K. und Sepp P. an.

Die Einteilung war nun denn erledigt, die Boote wurden nacheinander eingewassert und los ging es. Die Strömung war zwar bei weitem geringer als letztes Jahr, dennoch hatte man beim Rudern Richtung Schupfen – wo nach 10km das langersehnte «Zmorge» stattfand – das Gefühl des Stillstands.

Einwassern

Im Augenwinkel kam für uns im Achter, sozusagen aus dem Nichts, der «Frosch» an, überholte uns und gab den Ton an. Was für uns und die danach kommenden Boote auch aus den anderen Clubs jedoch auch heissen konnte bzw. hiess, dass wir beim Auswassern beim Schupfen mit Unterstützung rechnen konnten. Hat also auch immerzu Vorteile überholt zu werden und nicht als erstes Boot anzukommen! Apropos Ton; sollte die Coxbox leider nicht funktionieren und somit kein Ton von der Steuerfrau an die meisten Positionen zu hören sein, so empfiehlt es sich, jemanden mit lauter, klarer Stimme im Maschinenraum sitzen zu haben. Als Ausgleich zur Musik quasi.

Bei der Ankunft im Schupfen hiess es erst mal, kaltes klares Wasser auf den Füssen zu spüren, denn wie jedes Jahr wurde hier ohne Ponton ausgewassert. Brrr war das Wasser kalt. Zumindest waren wir jetzt dann alle wach und konnten unsere Durchblutung nach dem langen Sitzen aufwecken. So kam nun ein Boot nach dem anderen an, man half sich die Boote in der Wiese auf den Böcken abzulegen, und traf sich – meist in seinem Bootsteam – am Tisch und genoss das reichlich gute Frühstück, das für die meisten Hungrigen gerade rechtzeitig kam. Denn wenngleich wir vermutlich alle davon ausgingen, von einem schönen Maiwetter mit Sonnenschein begleitet zu werden, war das Wetter eher frühlingshaft erfrischend. Doch nun ja, es war immerhin rudertauglich. Vreni A., konnte aufgrund einer unlängst erhaltenen Operation leider nicht mitrudern, begleitete uns dankenswerter- und glücklicherweise mit dem Bus. So hatte sie uns den Seeclub Bus bis zum Schupfen gefahren, händigte immer wieder den Autoschlüssel aus, sodass man seinen Seesack – falls gebraucht und/oder notwendig – holen konnte, sich gegebenenfalls eine weitere Schicht anziehen konnte, oder sich zumindest etwas überziehen konnte.

Bis zum Schupfen gab es bereits zwei Highlights: Das Team eines der C-Gigs hatte allesamt idente Schmerzen, als sie aus dem Boot ausstiegen. Es stellte sich heraus, dass allen - bis auf den Steuermann – das Hinterteil wehtat. Verzweifelte, fragende Gesichter. Nun ja, wir kamen schnell dahinter, weswegen alle 4 denselben Schmerz verspürten. Alle 4 Rollsitze waren verkehrt rum montiert worden, und somit war klar, wo der Schmerz herkam. Aber immerhin, das Team hielt gute 10km in dieser Lage durch. Respekt! Da verwundert der Zustand nun wirklich nicht. Mit dem zweiten Highlight klärte sich auch deren verspätete Ankunft im Schnupfen auf: kaum am Ponton vom Ruderclub Schaffhausen weggerudert, musste das Boot nochmals kurz retour, um die verkehrtherum schauende Dohle in die richtige Richtung zu bringen. Damit ist das Rudern auch um vieles einfacher – das merkte das Team dann auch.

Während der erste Holzzweier von Felix M. und Peter H. seine Fahrt antrat, machten sich auch langsam alle anderen wieder zur Abfahrt bereit. Wenngleich nicht alle – zumindest vom Achter – ready waren, wurde bereits wieder fleissig geholfen die Boote zur Weiterfahrt bereit zu machen. Im Achter stresst das ja auch nicht, nachdem man notfalls eine Hand frei hätte, hätte man durchaus das Gipfeli auch rudernd fertig essen können. Doch Dank Nachsicht kam es nicht dazu und es ging auch für den Achter erst los, als alle ihr Frühstück fertig hatten. Vreni A. versuchte sich nach langer Ruderabwesenheit am Steuer eines der C-Gigs, und konnte so wenigstens wieder für die restlichen verbleibenden Kilometer bis zur Badi Stein am Rhein wieder im Boot dabei sein.

Gemeinsames Helfen, Unterstützung beim Einwassern – das Wasser war immer noch kalt, oder erfrischend, wenn man es so nennen mag – und schon ging es gestärkt wieder weiter. Die verbleibenden gut 7km kamen einem lange vor. Ob es an den Wellen lag, die das Kursschiff von sich gab, ob es an der Fauna und Flora des Rhein lag, an der Strömung oder an etwas Anderem, man weiss es nicht. Die Stahlbrücke war in Sicht, was bedeutete, dass das Ziel – die Badi in Stein am Rhein – in Reichweite war.
Endlich. Und so kamen wir alle nacheinander an; bzw. waren die Boote aus dem Ruderclub Steckborn bereits da und genossen den Apero. Sie hatten es auch leichter, denn sie fuhren von ihrem Club stromabwärts. Nicht wie wir, zuerst stromaufwärts. Nach dem gemeinsamen Apero und dem Mittagessen, waren es dann wir, die mit dem Strom rudern konnten und von der Strömung profitieren konnten. Ergo hiess es wieder, ab ins kalte klare Wasser steigen, Boote auswassern, ablegen, gegebenenfalls umziehen oder was Trockenes anziehen und auch wir konnten dann den gemeinsamen Apero mit den anderen 3 Clubs geniessen.

Nach der kurzen Ansprache mit Wein und Wasser, der rund 60 motivierte RuderInnen aus den diversen Clubs lauschten, ging es zum Mittagessen. Der Hunger war bereits bemerkbar, und so waren wir alle froh, als uns der kurze Fussmarsch ins Restaurant Bürgerasyl brachte und wir mit einer köstlichen Bouillon empfangen wurden. Die Plätze wurden eingenommen, Geschichten, Erfahrungen wurden ausgetauscht, das köstliche Essen vom Buffet liess sich jeder schmecken und man merkte die Entspannung, die sich breit machte. Ob es am Essen, am Wein, am gemeinsamen Geniessen lag, wer weiss.

Manche Traditionen wurden allerdings bis hierhin gebrochen bzw. angepasst oder geändert. So gab es leider keinen Herren-Seeclub-Achter, sondern wurde eben von einem Holzzweier und einem weiteren C-Gig ersetzt und einem Ersatzmann, der dann die Rückfahrt mitgerudert ist. Ebenso gab es – bei Ankunft – in der Badi in Stein am Rhein kein Schwimmen im Rhein. Ein Abkühlen, zumindest der Füsse, gab es. Aber mehr war bei 10 Grad Wassertemperatur bei keinem freiwillig drinnen. Ebenso wurde die Tradition der Reinfolge nach der Hauptspeise gebrochen. Einst wurden immer zuerst noch Dankesworte der Club Präsidenten gelauscht, ehe es die Cremeschnitte gab. Doch dieses Jahr – warum auch immer – änderte sich die Reihenfolge. Und so assen wir alle zuerst die Cremeschnitte und lauschten dann den Dankesworten der jeweiligen Club Präsidenten; vor allem der Präsident Pit Koch vom Ruderclub Schaffhausen war ob der zahlreichen Teilnahme der anderen Clubs sehr begeistert. Wir vom Seeclub Zürich waren am zahlreichsten vertreten; dies wurde auch lobenswert erwähnt und allen SeeclüblerInnen sowie der hervorragenden Organisation von Marcel K. gedankt. Wie es sich eben für gemeinsame Ruderausfahrten gehört.

Diese leiteten auch das fast gemeinsame Aufbrechen retour zur Badi ein, wo die 14 Boote zwischenlagerten. Wobei das Team vom Ruderclub Steckborn bereits nach dem Apero ihre Heimfahrt antrat und das eine oder andere Boot der anderen 3 Clubs ebenso weiter Rhein aufwärts ruderte als stromabwärts. Doch bevor wir alle wieder in die eine oder andere Richtung aufbrachen, gab es das obligatorische Seeclub Foto. Dieses Mal waren auch beide freiwillig erkorenen Fotografen auf dem Foto drauf. Auch etwas, das nicht der Tradition entsprach, jedoch absolut top war.

Der kurze Fussmarsch retour zu den Booten tat direkt gut, zumal wir auch immer wieder Sonne hatten. Wie fein und wie gut die Sonne doch tat, und so ruderten wir – nach der einen oder anderen Platz-/Positions- oder Bootsänderung - unter kurzen Sonnenscheinphasen retour nach Schaffhausen.

Wie beim Hinaufrudern kam uns auch beim Hinunterrudern ein Kursschiff entgegen, was nicht nur Wellen mit sich brachte, sondern auch die Möglichkeit wenige Sekunden – es waren 5 Sekunden – die Ruder abzulegen und kurz durchzuatmen. Die Strömung, die Kilometer, die Müdigkeit durch das frühe Aufstehen, das Essen und/oder der Wein machten sich bemerkbar. Vielleicht auch was anderes! Und so waren die wenigen Sekunden des nichts Ruderns direkt entspannend.

Während wir morgens, als wir von Schaffhausen über den Schupfen nach Stein am Rhein ruderten, fast keine Menschenseele am Ufer sahen, so sassen nun da und dort Familien, Kinder, Frauen, Männer und genossen den Feiertag. Recht hatten sie. Sie schienen ihre Zeit zu geniessen, während wir - Kilometer nach Kilometer – und bei uns zugutekommender Strömung nacheinander wieder am Ponton vom Ruderclub Schaffhausen ankamen.

Erschöpfte, jedoch glückliche Gesichter, stiegen nacheinander aus den ankommenden Booten aus. Eines der C-Gig liess etwas auf sich warten. Dies klärte sich allerdings schnell auf, weil nach der Hälfte der stromabwärtsrudernden Kilometer zwei Plätze – mittels Balletteinlage - getauscht wurden, sodass alle aus dem Boot zumindest einen Teil der Strecke rudern konnten und auch in diesem Boot allen die letztlich 35 geruderten Kilometer eingetragen werden konnte. Auch diesem Boot wurde bei Ankunft am Ponton vom Ruderclub Schaffhausen beim Aussteigen und Boot tragen geholfen und so hiess es, die Boote wieder transportfähig machen.

Marcel K. bedankte sich nochmals bei allen ruderfreudigen Teams, die statt des Feiertages entspannt zu verbringen, die Steinertour gemeinsam genossen.
Die Boote waren also wieder am Transporter und so fuhren fast alle wieder nach Eglisau retour, um dort die Boote wieder im Bootshaus zu versorgen. Mit geballter letzter Kraft wurde auch dies bravourös gemeistert, ehe es hiess, Abschied für heute nehmen, sich einen erholsamen Abend zu wünschen und sich auf die kommenden Rudertouren 2024 sowie auf die nächstjährige Steinertour zu freuen.

In diesem Sinne, was in Eglisau passierte, blieb in Eglisau und bis zur nächsten gemeinsamen Ausfahrt und/oder Tour.
Danke an alle, die auch diese Steinertour unvergesslich gemacht haben. Es hat wie immer sehr viel Freude gemacht. DANKE.
Renée Nicole Wagner